Klimaschutzministerin Leonore Gewessler pflanzte eine Eiche, Maximilian Hardegg (vorne) und sein Sohn Alexius assistierten ihr dabei. | Foto © Christopher Dunker/BKA
Text: Daniel Lohninger – Der Artikel erschien am 4.8.2021 in der NÖN
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler im Gut Hardegg: „Biodiversität und Landwirtschaft sind kein Widerspruch.“
„Wir Landwirte sollten so hohe Beliebtheitswerte haben wie Ärzte oder Apotheker.“ Davon ist Maximilian Hardegg überzeugt. Denn Landwirte pflegen die Naturräume, in denen wir uns in unserer Freizeit erholen – und „sie sichern obendrein das Überleben von uns Menschen“.
Die Familie Hardegg führt seit dem 17. Jahrhundert das Gut Hardegg mit 2.200 Hektar landwirtschaftlicher Fläche sowie 35 Hektar Bio-Weingärten im nördlichen Weinviertel. Auf Grundlage der langen Familientradition wurde Maximilian Hardegg zu einem der Pioniere, die Kreislaufwirtschaft, Biodiversität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu einer gelebten Einheit entwickelten.
Im Zuge der Erarbeitung der Biodiversitätsstrategie, die Ende des Jahres abgeschlossen sein soll, stattete Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dem Gut nun einen Besuch ab. Und sie zeigte sich dabei in ihren Überlegungen bestätigt: Landwirtschaft und Biodiversität seien kein Widerspruch, sondern bedingen einander. „Das Gut Hardegg ist ein Musterbeispiel für den Mehrwert, den ein Mehr an Artenvielfalt und ein Weniger an intensiv genutzten Flächen bringt“, betont Gewessler. Und weiter: „Maximilian Hardegg lebt seit Jahren erfolgreich das vor, was wir durch die Biodiversitäts-Strategie fördern wollen.“
Der Gutsbesitzer sieht die Landwirtschaft seit Jahrzehnten in der Pflicht, auf eine intakte Naturlandschaft zu achten: „Die Landwirtschaft muss und kann ein Förderer der Biodiversität sein. Denn die Artenvielfalt sichert uns Menschen nicht nur Lebensqualität, sondern auch das Überleben.“
Bereits in den 1990er-Jahren begann Hardegg damit, der Natur ihre Rückzugsgebiete zu geben. Am Anfang stand die Renaturierung der Pulkau, dann die Schaffung von Biotopen für vom Aussterben bedrohte Singvögel. Mittlerweile durchziehen seine Äcker üppige Blühstreifen, Hecken, Nützlingshügel und Streuobstwiesen. Sieben Prozent der einst intensiv genutzten Flächen gab Hardegg der Natur zurück.
„Als Landwirte haben wir nicht nur eine Verantwortung für das Jetzt, sondern auch eine für künftige Generationen“, erklärt er. Und auch wirtschaftlich machen sich die Bemühungen bezahlt: Das Gut Hardegg hat zwar sieben Prozent weniger bewirtschaftete Fläche. Zugleich bremsen die Biotope, Au-Landschaften und Hecken aber die lokalen Folgen der Klimakrise – der Schaden durch Trockenheit und Hochwasser ging deut- lich zurück. Zudem erzielen die Produkte höhere Preise. Hardegg: „Ich kann heute meinen Weizen um 20 Prozent über dem Marktpreis verkaufen. Wer Produkte aus intakter Natur will, ist bereit, dafür mehr zu bezahlen.“
Die Ziele der Biodiversitätsstrategie
Und wie geht es mit der Biodiversitätsstrategie weiter? Aktuell berät die Kommission aus Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern, Sozialpartnern, NGOs und Wissenschaft. Ziele sind es unter anderem, ein Drittel der gefährdeten Arten und Lebensräume wieder in einen guten Zustand zu bringen, 30 Prozent der Staatsfläche unter Schutz zu stellen und bis 2030 den Anteil der Biolandwirtschaft auf ein Drittel zu steigern.
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